...bin schon seit 4 Wochen auf der Onkologie, jeden Tag aufs Neue. Ich muss sagen es ist bis jetzt die heftigste Station die ich bis her gesehen habe. Mir sind noch nie so viele Patienten in den wenigen Wochen gestorben...schon in meiner ersten Woche musste ich zum ersten Mal einen Verstorbenen "fertig" machen, es war eine krasse Erfahrung...ja KRASS trift es glaub ich ganz gut.
Jetzt wo mein Einsatz auf dieser tragischen Station fast vorbei ist (noch eine Woche), frage ich mich wie ich es eigentlich schaffe psychisch nicht kaputt zu gehen. Man spricht immer davon, vonwegen abschalten und Arbeit auf der Arbeit lassen aber was mache mich eigentlich...ich weiß es nicht, ich nehme meine Sorgen mit nach hause aber es macht mich irgendwie nicht kaputt, dass ich es so "gut" überstehe habe ich mir nicht gedacht...oder vielleicht verdränge ich es auch...ich weiß es nicht
Heute habe ich eine "neue" junge Patientin "kennengelernt".
26 Jahre (Frau K.), Verlegung aus einem anderem Krankenhaus, mit 23 bekam sie die Erstdiagnose: Krebs der Eierstöcke...tja dann war die OP und alles was ging wurde unten rausgenommen: Eierstöcke, Gebärmutter...wie groß der Ausmaß wirklich war, weiß ich nicht so genau.
Nun hat sie schon 3 lange Jahre Therapie hinter sich, Chemotherapie und Bestrahlung. Seit dem letzten Jahr hat sie einen Tumor..einen Primärtumor (Woher? Warum? Weshalb? weiß keiner) Also wieder sehr intensive Therapie. In der Übergabe wurde gesagt, dass sie präfinal ist, nicht mehr ansprechbar, Haut total grau, manchmal reisst sie noch die Augen auf wenn die Schmerzmedikation nachlässt.
Natürlich hat sie auch keine Haare, am Hals und an dem Kopf hat sie Verbennungen von der Strahlentherapie...sie sieht wohl wrklich furchtbar aus, ich habe sie nicht gesehen. Nach der Übergabe wurde ich nach hause geschickt, weil mir schelcht ist/war...ich glaube ich habe eine dicke Erkältung...was natürlich ein Klacks ist im Vergleich zu der Erkrankungen der frau K. ist aber ich möchte ja auch niemanden anstecken.
Sie liegt zwar im Sterben aber so schnell wird sie nicht sterben, sie wird wohl noch 3-4 Tage hier verbringen müssen..Warum? Weil sie einfach zu jung ist und der Körper dann doch nicht so schnell aufgibt....so schwebt sie nun zwischen dieser Welt und der anderen unter starken Schmerzmitteln die kontinuirlich in die Vene gepumpt werden. Der Freund/Verlobter oder sogar ihr Mann (das habe ich noch nicht raugekriegt) sitzt Tag und Nacht an ihrem Bett..bzw liegt bei ihr im Bett und schläft oder besser gesagt wacht auf ihrer Seite...
Wenn ich morgen oder am Montag auf die Station komme ist sie vielleicht schon verstorben..wenn ja, dann hoffe ich für sie, dass es schmerzlos ist und sie in Frieden sterben kann...
So jung zu sterben ist einfach nur falsch. Und dann noch so grausam dahinzusiechen.. In meiner Familie hat jeder schon irgendeine Art von Krebs gehabt (Hirntumor, Brustkrebs (bei einem Mann!), Gebärmutterhals, Haut, Kehlkopf) und jede Art hat andere grausame Merkmale und Auswirkungen. Mein Opa ist 80 und kämpft grad zum 2. Mal gegen Brustkrebs und hat gute Chancen aufs Überleben und die arme Frau ist nur 1 Jahr älter als ich und kann nur noch auf einen friedlichen Tod hoffen. Das ist irgendwie so falsch.
AntwortenLöschenIch werde in einem Monat 24, wenn ich mir überlege was sie da schon alles durchgemacht hatte.
AntwortenLöschenIch will ja später auch mal lieber in der Klinik arbeiten, aber erstmal schauen ob das was für mich ist.
Vielleicht hilft es dir ja ganz gut wenn du hier darüber schreibst, oder?
Ist wirklich eine heftige Geschichte. Auch der Teil mir ihrem Freund hat mich berührt...sowas wünscht man niemandem!
trotzdem wünsch ich dir noch ein schönes wochenende!
Respekt! Ich würde mit deinem Job wahrscheinlich nicht klarkommen. Ich wünsche dir weiterhin viel Kraft, es ist toll, dass es Menschen wie dich gibt!
AntwortenLöschenSo hart es auch klingen mag, aber in solchen Fällen bin ich tatsächlich für aktive Sterbehilfe, denn das, was mit der jungen Frau passiert, hat nichts mehr mit dem Leben zu tun. Es ist einfach nur eine Qual, die zeitlich gezogen wird, wie ein bitter schmeckender Kaugummi. Sie wird sterben, warum also nicht gleich...?Warum muss sie mehr tot als lebendig da liegen, leiden und den Angehörigen einen schmerzlichen Anblick ins Hirn brennen?
AntwortenLöschenBei jedem Tier hätte man längst um Erlösung gebeten und hätte ihn nach liebvoller Verabschiedung ins "Nirgendwo" entlassen, ohne, dass es weiterhin leiden muss.Ich kann nicht so ganz nachvollziehen, warum das bei uns Menschen anders ist...Manchmal bedeutet gerade das Loslassen, dass man jemanden liebt...dass man jemanden nicht leiden sehen will...
Also ich könnte deinen Job nicht machn, bewundere dich und deine Kolleginnen sehr, denn es gehört viel Kraft und Mut dazu, in so einem Job tätig zu sein...Gib nur Acht, dass du nicht zu sehr abstumpfst zwischen all dem Leid und Elend.
Meine Mutter arbeitet ehrenamtlich im Hospiz und ich bewundere sie. Genauso wie dich. Ich könnte es einfach nicht.
AntwortenLöschenIch habe rotz und wasser geheult als ihr Pflegekind mit 4 Jahren verstorben ist. Das ist falsch. Das ist so unendlich falsch das Leute so früh sterben müssen!
Ich könnte es wirklich nicht, meinen Respekt hast du!
Lg Lucie. <3
Wahnsinn, du bist so stark. Ich bin froh, dass ich meine Kinderkrankenpflege-Ausbildung nach einem halben Jahr abgebrochen habe (eher wegen der Theorie aber), denn man braucht echt Nerven aus Stahl. Ich bewundere dich und alle anderen, die mit todkranken Menschen arbeiten. Das ist gut, dass du trotz der Gedanken, die du mit nach Hause nimmst, dennoch dich psychisch nicht kaputt machen lässt. Für diesen Beruf ist es verdammt wichtig, dass man damit irgendwie klar kommt. Ich erinnere mich, dass eine aus meinem Kurs in der ersten Woche in ihrem Einsatz, den sie auch auf der Onkologie hatte, sich entschieden hatte die Ausbildung nicht weiterzumachen.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
von Thalia
wow das ist so heftig.. ich bewundere dich und alle leute, die für diese menschen da sind und in diesem bereich arbeiten.
AntwortenLöschenganz ganz viel respekt an dich.. und auch wenns dir schwerfällt, ich denke, komplett abzustumpfen wäre vielleicht das einfachste, aber auch nicht das richtige.
liebe liebe grüße
http://iloveyousupernova.blogspot.com/
Oh man, was ein trauriger und gleichzeitig bewegender Post. Ich hab leider viele Krebsfälle in der Familie. Und trotzdem hat Frau K gekämpft und ihr Mann ist immer an ihrer Seite. Selbst wenn sie verliert und stirbt, sie hat alles getan und hoffentlich auch nicht zu lang gelitten.
AntwortenLöschenIch glaube mit der Zeit stumpft man ab in so einem Job. Das ist zb auch bei Gerichtsmedizinern. Lediglich ganz ganz krasse Fälle, zb der Mord an Kindern, bewegt so einen Menschen dann noch - im Job !!
Ich hab echt Respekt vor sowas.